Sind wir das Ergebnis von Zufällen?
Alle Formen, die wir kennen, ändern sich unaufhörlich. Diese ständige Wandlung geschieht nicht chaotisch. Sie ist eine Entwicklung, die immer konzentriertere und komplexere, mit mehr und höheren Fähigkeiten ausgestattete Formen erzeugt.
Die Wandlung der uns bekannten Formen -in ihrer Gesamtheit -strebt in die gleiche Richtung. Auch die Formen, die den Anschein der Beständigkeit erwecken oder die aus dem Zerfall anderer entstehen, werden immer wieder aufs neue in die Entwicklung zu intensiveren und komplexeren Konzentrationen einbezogen.
Wie ist diese ständige Wandlung, diese unaufhaltsame Tendenz zu erklären? Wodurch wurde sie ausgelöst, erweckt? Wie wird sie in Gang gehalten?
Die Wissenschaft hat heute etwa die folgende Meinung:
Die Entwicklung unserer Welt, vom Beginn bis hinauf zum Menschen, ereignete sich zufallsweise; die materielle Entwicklung in einer «Selbstorganisation durch Naturgesetze» und die biologische Entwicklung in einer «Selbstorganisation des Lebens»4
Manche Wissenschafter glauben, daß die materielle und die biologische Entwicklung bis zum Menschen ein einmalig günstiges Zufalls-Ergebnis sei, das jeder Wahrscheinlichkeit widerspricht und sich deshalb ein zweites Mal oder gar öfter im Weltall nicht wiederholen kann.
Wohl die Mehrzahl der Forscher ist der Ansicht, daß die für die Entwicklung erforderlichen Zufälle sich überall ereignen, wo die dafür notwendigen Mitweltverhältnisse lange genug andauern; und deshalb eine gleiche oder ähnliche Entwicklung wie auf der Erde auch auf unzähligen anderen Planeten im Weltraum stattgefunden hat, bzw. noch stattfindet.
Die Entwicklungsforschung ist erst am Anfang. Vieles ist ungeklärt. Unter anderem hat sich die Wissenschaft noch nicht mit der Überlegung beschäftigt, daß die Entwicklung in der Welt -vom Zustand der Ruhe und des Gleichgewichtes an -nicht hätte beginnen, sich nicht in einer ständig gleichbleibenden Richtung fortsetzen und u. a. auch nicht die Naturgesetze bilden können, wenn nicht ein permanenter, gleichgerichteter Entwicklungstrieb wirksam wäre.
Auch die folgenden Überlegungen weisen auf das Vorhandensein eines Entwicklungstriebes hin:
- Die erste Form, die aus der unstrukturierten Urkraft entstand, hätte sich ohne die Einwirkung eines Entwicklungstriebes nicht weiterentwickeln können, weil noch keine andere Form da war und es deshalb die gegenseitige verändernde Beeinflussung der Formen noch nicht gab.
- Beim Vorhandensein von mehreren verschiedenen Formen war dann die gegenseitige Beeinflussung und ihr Zufall wirksam. Die Formen hatten nun die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, im gleichen Zustand zu verharren oder zu vergehen. Die Wahrscheinlichkeit, daß sie verharren oder vergehen, war nicht nur größer als die, daß sie sich entwikkeIn, sondern schlechthin der an Sicherheit grenzende Fall. Diese Wahrscheinlichkeitshürde haben die Formen -so sagt die Wissenschaft -durch immer erneutes Probieren und «Selbstorganisation» überwunden. Dazu hätte aber die Zeit, die zum Beispiel auf der Erde für die bisherige Entwicklung zur Verfügung stand -wie man auch mit Computern errechnete -, nicht ausgereicht. Wie wir wissen, vollzog sie sich, von Stufe zu Stufe, erstaunlich zügig; die Mitwirkung eines permanenten Entwicklungstriebes ist deshalb naheliegend.
- Wenn die Entwicklung allein durch Zufälle und «Selbstorganisation» möglich wäre, so hätten draußen im Weltraum -auf und zwischen den Himmelskörpern -unzählige, uns völlig fremde Formen und Naturgesetze entstehen müssen, unter anderem, weil die für die dortigen Entwicklungen erforderlichen Zufallsereignisse, nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit, ganz anders ausgefallen wären, als jene auf der Erde. Es entwickelten sich aber im All -teilweise Milliarden Jahre vor der Entstehung der Erde -, soweit wir dies bisher feststellen können, gleiche Formen und die gleichen Naturgesetze wie auf der Erde. Diese einheitliche Entwicklung ist ohne einen über-all einheitlich wirkenden Entwicklungstrieb undenkbar.
- Das Entstehen des Prinzips vom «Goldenen Schnitt» in allem, ist ohne, einem immer in die gleiche Richtung wirkendem, «Trieb» nicht vorstellbar.
- Viele Offenbarungen aus allen Zeiten beleuchten eine primäre Entwicklungsursache : Chinesische Philosophen erwähnen schon vor 5000 Jahren eine Ur-Setzung (Eins) -das Tao -, wodurch die Urkraft(Null) in Bewegung· gesetzt und gehalten wird. [Null und Eins sind die Grundlagen des in China bereits Tausende Jahre bekannten, binären Rechensystems..., mit dem die Welt, mit allen ihren Formen und Geschehnissen, mathematisch erfaßbar ist.] Vor 150 Jahren spricht J. W Goethe von «der ewig regen, heilsam schaffenden Gewalt» und in unserem Jahrhundert der Nobelpreisträger Ch. S. Sherrington «vom Gesetz, älter als das Leben selbst».
Diese primäre Entwicklungsursache, der Entwicklungstrieb, ist vorstellbar, zum Beispiel als eine unendlich feine Schwingung hoher Frequenz, die unablässig in allen Urkraftteilchen, demnach auch in den Zellen unseres Körpers, in die gleiche Richtung wirkt.
Nach dem Vorhingesagten -und ohne Gegenbeweise -ist anzunehmen, daß ein Entwicklungstrieb ständig wirkt, daß die Menschen und ihre Mitwelt nicht nur das Ergebnis von Zufällen und «Selbstorganisation» sind.
Regelstrukturen
Die Formen – Menschen, Tiere, Pflanzen, Stoffe, Gase usf. – sind Teile der All-Einheit. Mit ihren «Lebensäußerungen», den Verhaltensweisen, beeinflussensie sich gegenseitig und auch sich selbst.
Durch diese Beeinflussungerhalten die Formen pausenlos unendlich viele Ein-Drücke, InFormationen. Diese speichern sich in ihnen-sofern sie dafür aufnahmefähig sind. Die Aufnahmefähigkeit und die Genauigkeit der Speicherung wächst mit der zunehmenden Komplexität der Formen.
Die gespeicherten Informationen, die eingeprägten Eindrücke, bilden die Programme und Mechanismen, die – nach den «Erfahrungen» in der Vergangenheit – den Aufbau und die Erhaltung der Formen, im «Zusammenleben» mit den übrigen, auslösen, lenken, regeln. Wir nennen sie die Regelstrukturen5.
Die Regelstrukturen sind die physikalischen und-chemischen Verhaltensprogramme – die «Eigenschaften» – der Strahlungen, Atome, Gase und Stoffe; die ererbten Verhaltensprogramme der Pflanzen, Tiere und Menschen; und die Informations-Prägungen, die während des Einzeldaseins der Formen, durch die neuen Erfahrungen mit der inneren und äußeren Welt, entstehen.
Die Auslösung und Lenkung der Verhaltensweisen, die das Dasein der Formen gestalten, geschieht durch die Regelstrukturen selbsttätig. Auch die vom Menschen bewußt veranlaßten Verhaltensweisen -seine bewußten Gedanken und Handlungen – werden von seinen Regelstrukturen (des Denksystems ) automatisch verursacht.
Die Erforschung der Regelstrukturen steht erst am Anfang. Aber erwiesen ist heute unter anderem bereits, daß die hochkomplizierten Regelstrukturen des Menschen, die alle Regelprogramme und -mechanismen für den Aufbau, die Erhaltung und Fortpflanzung des Leibes, für alle seine Verhaltensweisen – auch für das Fühlen, das Denken und Handeln-enthalten, sich in ihm – in seinen Zellen – in Spiralmolekülen aus Desoxy-Ribonukleinsäure speichern.
4Wenn die unstrukturierte Urkraft, ihr Zustand der Ruhe und des Gleichgewichts sich erstmals wandelt, beginnt die Entwicklung, wird es lebendig. Es sollte deshalb auch die materielle und nicht nur die biologische Entwicklung als Leben bezeichnet werden. In diesem Buch werden die Begriffe Entwicklung und Leben gleichsinnig verwendet.
5Begründung für die Wortbildung «Rege1strukturen»: Diese Strukturen entstehen durch die Beeinflussung der Formen, und sie regeln deren künftiges Verhalten. Die Verhaltensregelung ist der einzige erkennbare Zweck dieser Strukturen. (Wissenschaftliche Bezeichnungen für diese Strukturen – wie z. B. «Muster» – wurden nicht benützt, weil sie ihren wesentlichen, den dirigierenden Aspekt nicht erkennen lassen.)