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Leben in Freude

Entwicklungsrichtiges Richtmaß­Ethik der Freude

Die überlieferten ethischen Begriffe und Re­geln entstanden durch die Erfahrungen der Menschheit und deren Deutung und Verwertung für das künftige Verhalten.

Das Festlegen der ethischen Grundsätze hing vom jeweiligen Denkvermögen und Wissen der Menschen, von ihren Daseinsumständen, religiö­sen Vorstellungen und ihrer Willkür ab.

Als richtig, gut, wertvoll, sinnvoll galten Ver­haltensweisen, welche die jeweils gewünschten Lebensformen, Gesellschaftssysteme und Ziele der Menschen, beziehungsweise ihrer Gesetzge­ber förderten oder zu fördern schienen, als un­richtig, böse, schlecht, sinnwidrig, die diese be­einträchtigten oder zu beeinträchtigen schienen.

Heute wissen wir, daß es ein objektives Maß für die Beurteilung der Richtigkeit und des Wertes der Gedanken und Handlungen gibt: die Entwick­lungsrichtigkeit (die Gleichgerichtetheit – den Einklang – der Verhaltensweisen mit der kosmi­schen Entwicklung, der Strömung des Lebens). Die ethischen Begriffe werden nun mit Hilfe die­ses neuen Richtmaßes genau bestimm-und defi­nierbar:

richtig, gut, wertvoll, sinnvollsind Gedanken und Handlungen, die das Leben, die Entwick­lung der Formen – der Menschen und ihrer Mitwelt – fördern, die entwicklungsrichtig (lebensrichtig) sind;un-richtig, böse, schlecht, sinnwidrig sind Ver­haltensweisen, die das Leben der Formen nicht fördern oder schädigen: die entwick­lungswidrig (lebenswidrig) sind.

Denkt und handelt der Mensch entwicklungs­richtig, sind seine Verhaltensweisen lebensför­dernd – gleichgerichtet mit der kosmischen Ent­wicklung, der Strömung des Lebens – entsteht in ihm ein harmonisches «Feld», welches das Ge­fühl derFreude auslöst; und seine Beziehungen zu den Mitmenschen und zur übrigen Mitwelt ereignen sich in der bestmöglichen Weise.

Denkt und handelt der Mensch entwicklungs­widrig – hemmen und schädigen seine Gedanken und Handlungen die Strömung des Lebens, seine eigene Entwicklung und die seiner Mitwelt – entstehen Fehlhaltungen, krankhafte Zustände, Spannungen in ihm und zwischen ihm und seiner Mitwelt; dann ist sein Leben auf Schritt und Tritt gefährdet und ohne wahre Freude.

Da die Richtigkeit und der Wert der Verhal­tensweisen, der Gedanken und Handlungen, von deren Wirkung auf die kosmische Entwicklung – die Entwicklung der All-Einheit-der Gesamtheit der Formen – abhängt, ist zu beachten:

Verhaltensweisen, die für eine oder meh­rere Formen entwicklungsrichtig wären, sind entwicklungswidrig, wenn sie die All-Einheit­-der jene und auch alle anderen Formen ange-hören – mehr schädigen als fördern. Beispiel: Die Verbesserung der Daseinsbedingungen eines Menschen, einer Rasse, eines Staates – an sich eine entwicklungsrichtige Maßnahme – ist entwicklungswidrig, wenn damit andere Menschen in einer vermeidbaren, untolerier­baren Weise geschädigt werden und dadurch die All-Einheit mehr beeinträchtigt als geför­dert wird.

Verhaltensweisen, die für eine oder meh­rere Formen entwicklungswidrig wären, sind entwicklungsrichtig, wenn sie die All-Einheit mehr fördern als schädigen. Beispiel: Das Töten eines Menschen – an sich eine entwick­lungswidrige Tat – ist entwicklungsrichtig, wenn dieser seine Mitmenschen mit dem Tod bedroht und sie nur davor bewahrt werden können, indem man ihn tötet.

Hilfreiche Fragenzur Prüfung unserer Gedanken und Handlungen, ob sie entwicklungsrichtig – Freude und Heil bewirkend – sind

  1. Fördernunsere Gedanken und Handlungen die Entwicklung von uns selbst (unseres Lei­bes und Denkvermögens, unserer Lebens­bedingungen), ohne dadurch Mitmenschen und/ oder die übrige Mitwelt untolerierbar zu beeinträchtigen?
  2. Fördernunsere Gedanken und Handlungen die Entwicklung der Mitmenschen und der übrigen Mitwelt, ohne dadurch unsere eigene Entwicklung zu gefährden oder zu schädi­gen?

Freude durch bewußtes und unbewußtes lebensfärderndes Denken und Handeln

Das Leben des Menschen ereignet sich best­möglich und in Freude, wenn er bewußt oder un­bewußt – zum Beispiel zufällig oder als Folge einer weltanschaulichen oder religiösen Vorstel­lung entwicklungsrichtig – lebensfördernd – denkt und handelt.

Verhält sich der Mensch unbewußt voll­kommen entwicklungsrichtig, spricht man von Gnade. Wahrscheinlich ereignet sich unter einer Million Menschenleben kaum ein solcher Glücks­fall.

Aber durch bewußtes entwicklungsrichtiges Denken und Handeln kann jeder Mensch in Freude leben.

Freude hängt nicht von Gütern und Gaben ab

Allein die entwicklungsrichtigen Gedanken und Taten des Menschen erzeugen in ihm das Glücksgefühl der wahren Freude – nicht Güter und Gaben, Reichtum, Macht, Jugendlichkeit, verstandesmäßige Talente.

Freude hängt nicht von der Art der Tätigkeit ab

Alle Aufgaben, sei es die Ausbildung für den Beruf, das Reinigen der Straße, das Lenken eines Staates, die Pflegeeines Kranken, das Pflügender Felder, erfüllen die Menschen, die sie in ent­wicklungsrichtiger Weise – so vollkommen wie möglich – ausführen, mit Freude.

Nicht von der Art der Aufgabe hängt die Freude ab, sondern von der Entwicklungsrichtig­keit ihrer Ausführung.

Freude ist unabhängig vom Nutzen

Ein Wissenschafter kann mit seinem besser ausgebildeten Denkvermögen und seinen Son­derkenntnissen durch seine entwicklungsrichti­gen Gedanken und Taten einen unvergleichlich größeren allgemeinen Nutzen bringen als z. B. ein Maurer durch seine entwicklungsrichtige Arbeit auf der Baustelle. Aber beide gewinnen durch ihr entwicklungs richtiges Verhalten – durch ihr Bemühen um die bestmögliche Ausfüh­rung ihrer Aufgaben – die Freude, das innere Glück, in etwa gleichem Maße.

Jeder Mensch kann ein Leben in Freude führen­es liegt an ihm selbst

Kein Mensch ist dem anderen gleich. Jeder ist einmalig. Auch die Lebensbedingungen der Menschen sind verschieden. Aber alle können – unabhängig von ihren Anlagen und Lebensum­ständen – durch entwicklungsrichtige Gedanken und Taten ein Leben in Freude führen. Es liegt nur an ihnen.

Sogar in einem Blinden mit amputierten Hän­den und Füßen, der im Urkraftorganismus des Alls – in der All-Einheit – sich geborgen weiß und fühlt, und entwicklungsrichtig denkt und handelt – zum Beispiel durch bewußtes, vorbild­liches Ertragen seiner Mängel, das die Menschen aufrüttelt und sie mit ihren eigenen Schwierigkei­ten aussöhnt, oder indem er sie tröstet oder un­terrichtet – entsteht die beglückende Freude.

Freude – Gramesser für das menschliche Verhalten

Die wahre Freude – die innere Leichtheit und Beglücktheit – des Menschen ist das sichere, un­trügliche Zeichen für sein entwicklungsrichtiges – lebensförderndes – Verhalten. Ist er freudlos, trübsinnig, mürrisch, schlecht gelaunt, unzufrie­den, rastlos, unsicher, ängstlich oder zynisch – dann denkt und handelt er noch immer in irgend­einer Weise entwicklungswidrig.

Bisherige ethische Regeln können Leitlinien für entwicklungsrichtige Verhaltensweisen sein

Viele überlieferte ethische Begriffe und Re­geln, wie «Das Gute tun, das Böse meiden», «Den Nächsten lieben», «Die Wahrheit spre­chen», «Nicht stehlen», «Nicht töten», «Vater und Mutter ehren», «Anständig sein», «Ritter­lich sein» usf., sind zumeist entwicklungsrichtig, und wir können weitgehend unser Verhalten da­nach richten.

Aber Vorsicht ist erforderlich: Diese alther­gebrachten ethischen Begriffe und Grundsätze sind Ergebnisse der Menschheitserfahrung und ihrer oft irrtümlichen oder willkürlichen Ausle­gungen. Sie sind als Leitlinien bruchbar,wenn ein ihnen entprechendes Verhalten das Leben för­dert; wenn ein solches Verhalten aber das Leben schädigt, sind sie ungeeignet.

Beispiele für die erforderliche Berichtigung überlieferter ethischer Regeln:

  1. Das Gebot der Nächstenliebe.
    Die Nächstenliebe, im herkömmlichen Sinn, verlangt, den Nächsten zu lieben wie sich selbst – und wenn er uns schlägt, ihn ohne Ge­genwehr gewähren zu lassen. Eine solche Nächstenliebe ist teilweise entwicklungs­widrig:Die Forderung, den Nächsten wie sich selbst zu lieben, ist unzureichend. Man muß den Nächsten bewußt fördern, ihn entwicklungs-richtig lieben. Das Verhalten zum eigenen Kör­per ist für die Nächstenliebe kein brauchbares Maß. Vielleicht liebt man sich übertrieben oder man vernachlässigt sich; beides wäre entwick­lungswidrig.17

    Wenn der Nächste uns schlägt, so verhält er sich entwicklungswidrig – er schädigt die All-Einheit, der wir und auch er angehören. Wirksam müssen wir uns deshalb vor ihm schützen.

  2. Das Gebot, die Eltern zu lieben, zu ehren und ihnen zu gehorchen.
    Es ist entwicklungsrichtig, die Eltern zu lie­ben – sie zu fördern – gleichgültig, wie sie sich verhalten. Die Eltern sind, wie alle Men­schen, Teile der All-Einheit. Aber es ist falsch, sie zu ehren, ihr Verhalten zu preisen, wenn sie entwicklungswidrig han­deln, oder ihnen zu gehorchen, wenn sie von uns entwicklungswidrige Handlungen for­dern. Wir müssen sie vielmehr auf ihr entwick­lungswidriges Verhalten hinweisen, ihnen deutlich zu erkennen geben, daß wir es ableh­nen, und uns auch ihren entwicklungswidri­gen Wünschen und Befehlen widersetzen.
  3. Das Gebot, die Wahrheit zu sagen.
    Unwahrheiten in jeder Form, offene und ver­steckte Lügen, das Erwecken falscher Ein­drücke und so fort, sind entwicklungswidrig. Sie erzeugen Unordnung, Unfrieden, Un­heil. Sie zerstören das Vertrauen zwischen den Menschen. Auch geringfügige oder un­bedachte Unwahrheiten haben oft ungün­stige Auswirkungen auf die Lügner. Aber sogenannte Not-Lügen können ent­wicklungsrichtig sein, wennz. B. nur durch sie das Leben von Menschen geschützt werden kann. In einem solchen Fall ist die bewußte Unwahrheit erforderlich, um ein größeres Übel-eine größere Entwicklungswidrigkeit als es die Not-Lüge ist – zu verhindern.
  4. Das Gebot, nicht zu stehlen.
    Wer seine Mitmenschen bestiehlt, handelt entwicklungswidrig. Er schädigt die Bestoh­lenen und auch die menschliche Gemein­schaft als Ganzes; letzteres, weil er das von ihr eingesetzte Diebstahls-Verbot verletzt, das sie vor dem Eigentums-Chaos und seinen nachteiligen Folgen schützt. Aber es gibt Ausnahmen. Diebstahl kann entwicklungsrichtig sein, z. B. wenn nur durch das Stehlen von Nahrungsmitteln Men­schen vor dem Verhungern bewahrt werden können. Um das bestehende Diebstahls-Verbot durch solche Ausnahmen nicht zu lockern, sind die gestohlenen Güter von den Menschen, die durch sie gerettet wurden, den Bestohlenen zu ersetzen; wenn ihnen dies nicht möglich ist, sollte die Allgemeinheit den Schaden gut­machen.
  5. Das Gebot, nicht zu töten.
    Der Mensch ist von allen bekannten Formen die am weitesten entwickelte und daher die schutzwürdigste. Solange er lebt, besteht normalerweise die Möglichkeit, daß er be­wußt entwicklungsrichtig – die Entwicklung der All-Einheit fördernd – denkt und handelt. Das Leben des Menschen sollte deshalb erst an der äußersten biologisch möglichen Grenze enden. Das Töten eines Menschen – das vorzeitige Beenden seines Lebens, z. B. durch Erschie­ßen oder durch vermeidbare Schädigungen seines Leibes während längerer Zeit – ist des­halb im besonderen Maße entwicklungs­widrig. Aber das Töten eines Mörders in Notwehr ist entwicklungsrichtig, wenn nur dadurch an­dere Menschen vor dem Tod bewahrt werden. Ebenso kann das Töten eines Menschen, der nie fähig sein wird, bewußt zu denken und zu handeln – z. B. wegen einer unheilbaren Schä­digung des Gehirns – ebenfalls entwicklungs­richtig sein, wenn Ärzte, die Angehörigen und die Allgemeinheit überzeugt sind, daß eine solche Tat für den unbewußten Menschen und für seine Mitmenschen eine Erlösung bedeu­tet. Bei einer solchen Übereinstimmung der Meinungen wird auch das allgemeine Tö­tungsverbot – welches das Leben der Men­schen in der Gemeinschaft schützt – weder un­deutlich noch gelockert.

Genaue Erforschung des entwicklungsrichtigen Verhaltens

Das Prinzip der Entwicklungsrichtigkeit er­möglicht die wissenschaftliche Erforschung und Bestimmung des optimalen Verhaltens.

Mit zunehmendem Wissen und mit Hilfe von Denkmaschinen wird der Mensch die entwick­lungsrichtigen Ziele und Verhaltensweisen im­mer genauer erkennen.

Und je mehr die Ziele und Verhaltensweisen des Menschen – hinsichtlich Ernährung, Klei­dung, Behausung, Gesundheitsfürsorge, Erzie­hung, Ausbildung, Leistung für die Gemein­schaft, Beziehungen zu den Mitmenschen und so fort – das Leben fördern, je entwicklungsrichtiger sie sind, desto harmonischer gestaltet sich sein Dasein, desto mehr Freude und Heil entsteht.

Alles andere wird unwichtig und erträglich

Sobald der Mensch seine entwicklungsrichti­gen – Freude und Heil bewirkenden – Ziele und Verhaltensweisen erkannt hat und sie beharrlich verwirklicht, wird für ihn alles andere unwesent­lich; seine leiblichen Mängel werden erträglich, Minderwertigkeitsgefühle und andere psychische Defekte lösen sich usf.

Entwicklungswidriges unbedingt vermeiden

Die entwicklungswidrigen Ziele und Verhal­tensweisen des Menschen stören den Lebens­strom in ihm und seiner Mitwelt und verursachen dadurch Unfreude, Unfriede, Unrast, Unheil. Auch alle Dinge, die für die entwicklungsrichtige Gestaltung des Daseins nicht erforderlich sind, belasten, hemmen.

Alles vermeiden und weglassen, was das Le­ben nicht fördert oder gar schädigt – was entwick­lungswidrig ist. Ein einziges Wort, das keinem entwicklungsrichtigen Zweck dient, ist bereits zu­viel.

Nur unser Denken und Handeln, das auf die Förderung des Lebens – der Entwicklung – von uns selbst und unserer Mitwelt gerichtet ist, macht uns frh und glücklich.

Entwicklungsrichtige Ziele verhindern entwicklungswidrige Verhaltensweisen

Die entwicklungsrichtigen und die entwick­lungswidrigen Gedanken und Taten des Men­schen erzeugen Regelstrukturen, die sein bewuß­tes und unbewußtes Verhalten in der ihnen ent­sprechenden Weise beeinflussen.

Entwicklungswidrige Verhaltensweisen des­halb nicht direkt «bekämpfen»; ihre Ursachen, die Regelstrukturen, die sie auslösen, würden sich durch eine intensive Beschäftigung mit ihnen ver­festigen.

Entwicklungswidrige Verhaltensweisen – Un­höflichkei, Mißgunst, Neid, Eifersucht, Streit, Feindschaft, Verleumdung, Unwahrheit, Betrug, Raub, Geiz, Roheit, Haß, Quälen und Morden von Mensch und Tier, Verachtung, Feigheit, Faulheit, Gleichgültigkeit, Unmäßigkeit, Unord­nung, Unsauberkeit, Ärger, Selbstmitleid, Hoch­mut, Verzweiflng, Begierde, Ungenauigkeit, Angst, Fanatismus, Zorn und wie sie sonst noch heißen mögen-verschwinden von selbst oder ent­stehen erst gar nicht, wenn sich der Mensch für sein Leben nur entwicklungsrichtige Ziele setzt und sie beharrlich verwirklicht.

Vergebliche Anstrengung

Wenn wir entwicklungswidrig denken und handeln, erschöpfen wir uns vergeblich. Wir er­reichen auch keine bleibenden «Erfolge» und zerstören früher oder später mehr, als wir viel­leicht vorübergehend erreichen.

Irrwege

Werden die entwicklungswidrigen Verhal­tensweisen vermieden, sobald sie erkannt sind, lassen sich meist die entwicklungsrichtigen Ziele dennoch erreichen, und ein inzwischen eingetre­tenes Unheil wird überwindbar sein.

Auch aus der verworrensten Lage gibt es einen entwicklungsrichtigen Ausweg. Das Prinzip der Entwicklungsrichtigkeit ist ein unfehlbarer Kom­paß.

Für uns beste Lebensbedingungen

Bei allem Denken und Tun das eigene Dasein – unsere Wirkungsmöglichkeit – behüten und be­wahren.

Unseren Körper (Leib, Denkvermögen und so fort) in jeder Weise fördern, für ihn beste Le­bensbedingungen schaffen – ohne dadurch die Mitmenschen zu beeinträchtigen.

Konzentrierte, freudige Leistung zum Ver­wirklichen unserer entwicklungsrichtigen Ziele und ausreichende, behagliche Erholung – An­spannung und Entspannung – sollten harmonisch abwechseln können.

Auch die «Vergnügungen des Lebens» genie­ßen, wenn sie unserer Gesundheit und Tatkraft zuträglich sind und niemand schaden – sonst sie meiden.

Entwicklungsrichtige Menschenliebe

Der bewußte Mensch begreift sich selbst und seine Mitmenschen als Konzentrationsformen der Urkraft, als Großmoleküle des unendlichen Urkraftorganismus des Alls. Er weiß sich mit sei­nen Mitmenschen und allen anderen Formen un­auflöslich in dieser All-Einheit verbunden – er fühlt sich «eins» mit ihnen.

Die Ablehnung von Mitmenschen oder auch nur die Gleichgültigkeit ihnen gegenüber ist ihm deshalb unmöglich. Er fördert sie, ihre Lebens­bedingungen, ihr Denkvermögen, ihre Bewußt-heit soweit dies möglich ist, ohne den eigenen entwicklungsrichtigen Daseinsverlauf zu beein­trächtigen.

Die bestmögliche Förderung der Mitmenschen-aber ohne dadurch die eigene entwicklungsrich­tige Entwicklung, das eigene entwicklungsrich­tige Mensch-Sein, zu gefährden – ist entwick­lungsrichtige Menschenliebe.

Das entwicklungswidrige Verhalten der Mitmenschen ablehnen – niemals aber sie selbst

Die entwicklungswidrigen Ziele und Verhal­tensweisen der Mitmenschen und menschlichen Organisationen (der Staaten, Länder, Gemein­den, Wirtschaftsunternehmen, Gewerkschaften und so fort)deutlich ablehnen, davor warnen und auf die entwicklungs richtigen Ziele und Ver­haltensweisen, die sie verwirklichen müßten, hin­weisen.

Die Form der Ablehnung und Warnung sollte aber klar erkennen lassen, daß wir die Menschen uneingeschränkt lieben – das heißt, sie fördern möchten – und nur ihre entwicklungs widrigen Ziele und Verhaltensweisen ablehnen.Deshalb ihnen auch niemals ihren Irrtum vorwerfen, sie nicht verurteilen, beleidigen oder kränken.

Helfen ohne zu schaden

Den Mitmenschen helfen mit Rat und Tat (-sofern dadurch unser eigener entwicklungs­richtiger Daseinsverlauf nicht gefährdet wird).

Aber ihre Probleme und Aufgaben ihnen nie­mals abnehmen oder aus dem Weg räumen, wenn sie bei ausreichender eigener Bemühung selbst in der Lage wären, sie zu meistern. Wir würden sie verführen, uns – bewußt oder un­bewußt – auszunützen, und ihnen die Möglich­keit nehmen, zu lernen, Schwierigkeiten selbst zu überwinden; wir würden sie schwächen, ihre Lebensfähigkeit in unveratwortlicher Weise min­dern.

Wirrnisse werden nicht entstehen

Vor allen Entscheidungen, Bewegungen, Worten und Taten sich fragen, ob sie entwick­lungsrichtig sind – ob sie das Leben, die Entwick­lung, von uns und unserer Mitwelt, fördern. Wenn un sere Verhaltensweisen entwicklungs­richtig sind, wird sich unser Dasein in bestmög­licher Weise ereignen.

Still, unauhaltsam

Die kleinen und großen lebensfördernden Ziele unaufhaltsam verfolgen – still, einfach, selbstverständlich, möglichst unbemerkt von den Mitmenschen, damit sie uns nicht ablenken.

Unsere Pläne dürfen aber nicht an unserer Starrheit scheitern. Unüberwindlichen Verhält­nissen sich vorübergehend anpassen und die Wi­derstände beweglich umgehen.

«Das Wasser kann die Felsen nicht umstoßen; es umfließtsie, höhlt sie aus – und erreicht sicher sein Ziel, das Meer. »18

Jungbrunnen

Unsere lebensfördernden Gedanken und Ta­ten, die entwicklungsrichtigen Ziele, die wir zu verwirklichen versuchen, halten uns in Span­nung, regen unsere Zellen an, sich zu erneuern, erhalten uns jung bis an die äußerste biologisch mögliche Lebensgrenze.

Faulheit, Feigheit

Wenn wir zu faul oder zu feig sind, um unsere entwicklungsrichtigen Ziele und Aufgaben zu er­forschen undzu verwirklichen, dann brauchen wir uns über die Zustände nicht zu wundern, unter denen wir leben müssen oder in die wir geraten werden.

Zur täglichen Erinnerung

Um niemals zu vergessen, entwicklungsrichtig – Freude und Heil bewirkend – zu denken und zu handeln, sollten wir uns an jedem Morgen erneut vornehmen:

unsere entwicklungsrichtigen Aufgaben des Tages so vollkommen und so raschwie mög­lich auszuführen;
die Menschen zu fördern, sie niemals zu schä­digen;
unbeirrbar wahrhaft zu sein.

Wenn wir täglich mit festem Willen versu­chen, diese drei wichtigen Verhaltensweisen zu verwirklichen, werden wir ihre wohltuenden, segensreichen Auswirkungen bald erfahren, und uns das entwicklungsrichtige Denken und Han­deln in allen Lebenslagen zur Gewohnheit wer­den.

Besinnung

Wenn wir freudlos, unglücklich oder mißmu­tig, launisch, gereizt, rastlos, unzufrieden sind, so war unser Verhalten in irgendeiner Hinsicht nicht entwicklungsrichtig. Wir sollten unsere Ziele, Aufgaben und Verhaltensweisen sofort überprü­fen: die entwicklungswidrigen, die sich finden, aufgeben und sie durch entwicklungsrichtige er­setzen – damit beglückende Freude uns erfüllen und das Leben sich in bestmöglicher Weise ereig­nen kann.19

Die Bedeutung unseres Denkens und Handeins für die Entwicklung der Welt und für uns selbs

Für die Entwicklung des unendlich großen Urkraftorganismus des Kosmos ist es unbedeu­tend, ob unsere Gedanken und Taten entwick­lungsrichtig oder entwicklungswidrig sind. Der Lebensstrom bringt die Auswirkungen unseres Fehl-Verhaltens immer wieder mühelos in seine Richtung.

Unser entwicklungswidriges Verhalten hemmt die Entwicklung des Kosmos, des Alls, viel weni­ger als ein Sandkorn einen reißenden Gebirgs­strom.

Selbst wenn wir, zum Beispiel mit Atombom­ben, alle Menschen vernichten, werden sich wahrscheinlich in einigen zehn Millionen Jahren wieder Wesen mit Denkvermögen und Bewußt­heit auf unserem Planeten bilden. Die uns unge­heuerlich erscheinende Tat würde die Entwick­lung auf der Erde keinesfalls aufhalten und im gesamten Geschehen des Alls nebensächlich sem.

Aber für das Leben von uns und unseren Mit­menschen ist es von entscheidender Bedeutung, daß wir entwicklungsrichtig denken und handeln.Nur unsere Gedanken und Taten, die das Leben fördern – die mit der Richtung der Entwicklung, dem Lebensstrom, harmonisieren – bringen Freude, Wohlbefinden, inneren Frieden, Heil. Unsere entwicklungswidrigen Gedanken und Ta­ten hingegen erzeugen früher oder später unaus­bleiblich Unfreude und Unheil.

Das Gebot

Unbeirrbar entwicklungs richtig denken und handeln: für alle Bereiche und in jeder Lage des Lebens die anzustrebenden lebensfördernden Ziele, Aufgaben und Verhaltensweisen feststellen – und sie tatkräftig verwirklichen.

Um nichts sonst brauchen wir uns zu sorgen.

Denken und handeln wir entwicklungsrichtig, entsteht in uns die wahre Freude – das Gefühl der inneren Leichtheit und Beglücktheit – und unser Leben ereignet sich in der bestmöglichen Weise.

Denken und handeln wir entwicklungswidrig, sind wir auf Schritt und Tritt gefährdet und ohne wahre Freude.

Optimal leben

Mehrmals am Tag prüfen, ob unser Denken und Tun entwicklungsrichtig ist. Wenn nicht, es sofort richtigstelIen . Und Harmonie und Freude wird uns wieder erfüllen.

17Siehe entwicklungsrichtige Menschenliebe (Seite 64) und Helfen ohne zu schaden (Seite 65).

18Laotse.

19Siehe: «Einige Fragen zur wöchentlichen Prüfung des eigenen Verhaltens» auf Seite 141.

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